Kulturbeirat neu besetzt – so jung wie nie
Die Vertreter*innen der freien Kulturszene stehen fest. Acht Frauen und sieben Männer wurden aus mehreren Kleingruppen heraus zur Wahl vorgeschlagen. Laut Wahlleiterin Elke Seidel von Kulturamt wurden daraufhin 107 Stimmzettel abgegeben. Auf ein Tandem, bestehend aus Susi Weber und Rana Youssef vom Grandhotel Cosmopolis, entfielen 57 Stimmen, auf Korbinian Grabmeier, der sich beim Theter Ensemble engagiert, 47 Stimmen, auf Rebecca Lindner vom Popoffice im Kulturpark West 43 Stimmen, auf den Poetry-Slamer Alexander Ratschinskij 42 Stimmen und auf Clara Diepold vom Verein Raumpflegekultur 40 Stimmen. Die Sprayerin und Rapperin Sophie Te und Peter Bommas vom Kulturpark West landeten auf den beiden Nachrückplätzen. Drei statt wie bisher zwei Jahre soll die Amtszeit der Kulturbeirät*innen nun dauern. Wenn es zu einem Ausfall in der ersten Reihe kommen sollte, ist also vorgebaut.
Was es mit dem Tandem Youssef und Weber auf sich hat, sorgte kurzzeitig für Verwirrung. Plötzlich wurde bekannt gegeben, dass man einen Sitz im Kulturbeirat auch auf zwei Personen verteilen kann. Man hat sich am Modell Hochschulen orientiert, das besagt, dass sich die Uni Augsburg und die Fachhochschule einen Sitz im Beirat teilen. Klar, das sollte für alle gelten. Überraschend war es dennoch und etwas unseriös kommt es daher, wenn mitten im Nominierungsprozess plötzlich neue Regeln auftauchen. Das Anliegen hinter dem Grandhotel-Tandem ist berechtigt, will man doch den Zugang zur politischen Sphäre möglichst für alle öffnen. Die aus Syrien stammende Rana Youssef wäre eventuell alleine nicht auf die Idee gekommen, für den städtischen Kulturbeirat zu kandidieren, ist sie doch der deutschen Sprache nicht wirklich mächtig. Zusammen mit ihrer Tandempartnerin Susi Weber will sie nun versuchen, sich kulturpolitisch einzumischen. Wie das ganz praktisch in der Arbeit des Kulturbeirats ablaufen soll, wird sich zeigen müssen.
Der Abend im Oberen Fletz des Augsburger Rathauses hat wieder einmal verdeutlicht, dass diejeinigen, die es verstehen, ihre Anhängerschaft zu mobilisieren, auf die vorderen Plätze durchmarschieren. Der virtuelle Haustürwahlkampf in den Sozialen Medien hat gewirkt und den beherrschen die Jüngeren eindeutig besser. Aber auch die Frauen wollten sich diesmal nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und haben nachgezogen. Im Gegensatz zum Ergebnis vor zwei Jahren, als fünf Plätze an Männer vergeben wurden, sind nun drei Plätze weiblich besetzt. Zusammen genommen mit den anderen fünf gesetzten Beiratsmitgliedern André Bücker vom Theater Augsburg, Anna Miessl vom Stadtjugendring, Karl Borromäus Murr vom Staatlichen Textilmuseum TIM, Heribert Harter vom Runden Tisch der Religionen sowie dem Tandem Martin Kaufold und Carolin Jörg für die Hochschulen ist nun fast eine Geschlechterparität erreicht.
Von Susanne Thoma