Zurück zum Märzmodus!
Kulturbeirat nimmt Stellung zur aktuellen Diskussion um die Theatersanierung. | »Der Kulturbeirat begrüßt die zum Erhalt des Stadttheaters und für seine Öffnung zur Stadtgesellschaft notwendigen beschlossenen Investitionen. Er vertraut in die Relevanz von Theater für eine positive Entwicklung der Augsburger Kultur und für die Zukunftsfähigkeit der Stadt.« Der Beirat bestärkt also die Beschlüsse des Stadtrates. Gleichzeitig fordert er eine Erhöhung des Kulturetats und eine langfristige finanzielle Unterstützung der freien Szene und anderer kultureller Einrichtungen.
Der Beiratsbeschluss vom 10. März war einstimmig. Peter Bommas, einer der Theatersanierungkritiker, hatte zu Beginn der Sitzung erklärt, den Vorsitz im Kulturbeirat ruhen zu lassen, um die Neutralität des Amtes zu gewährleisten. Auch er stimmte dem Beschluss zu. Beim AZ-Forum am folgenden Tag wurde er prompt gefragt, ob er darin einen Widerspruch zum Bürgerbehren sehe. »Wir sind keine Sanierungsgegner, wir wollen ein anderes Sanierungskonzept und keine Neuverschuldung«, erläuterte Bommas.
Zeitweise recht hitzig ging es während der Diskussion um eine Beiratsstellungnahme zu. Jedoch war das Bemühen um einen Ausgleich spürbar. »Die Aufgabe der Kunst besteht darin, Türen zu öffnen, wo sie keiner sieht.« Dieses Zitat des Kunst- und Medientheoretiker Peter Weibel steht dem Schreiben voran und ist ein Appell, den aktuellen Konflikt konstruktiv und friedlich beizulegen. Sanierungskritiker und Sanierungsbefürworter werden gleichermaßen dazu aufgerufen »besonnen und sachlich zu argumentieren«. Eine Verrohung der Mittel sei nicht akzeptabel. Bastian Lange, der zuvor die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsverfahren zur Entwicklung der Theaterlandschaft vorgestellt hatte, unterstützte dieses Ansinnen. »Aufhören zu kämpfen! Reden!« war sein Credo. Er wünschte sich eine Rückkehr zum Märzmodus, als alle noch in einem konstruktiven und kooperativen Dialog miteinander waren. Intendantin Juliane Votteler und Peter Bommas setzten ihren Dialog nach der Beiratssitzung schon mal in der Kneipe fort. Vielleicht waren sie auf der Suche nach dem Märzmodus.
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Beschluss des Kulturbeirats am 10. Mai 2016:
Der Kulturbeirat kommt zu folgender empfehlenden Meinungsbildung, die gem. § 1 II Nr. 2 GO-Kulturbeirat dem Kulturausschuss übermittelt wird:
„Die Aufgabe der Kunst besteht darin, Türen zu öffnen, wo sie keiner sieht.“ (Peter Weibel, 2000)
1. Die Kultur einer Stadt erzeugt über das alltägliche Geschehen hinaus eine dynamische Atmosphäre des Zusammenlebens, die bei allen Spannungen den verschiedensten Menschen eine Heimat bietet. Kunst und Kultur eröffnen den notwendigen Raum für Diskurs und kritische Reflexion und bieten eine Bühne für Bildung und Identifikation. Damit geht der Wert von Kunst und Kultur weit über das finanziell Messbare hinaus.
2. Der Kulturbeirat begrüßt die zum Erhalt des Stadttheaters und für seine Öffnung zur Stadtgesellschaft notwendigen beschlossenen Investitionen. Er vertraut in die Relevanz von Theater für eine positive Entwicklung der Augsburger Kultur und für die Zukunftsfähigkeit der Stadt.
3. Aus einer solch großen Investition in eine kulturelle Einrichtung erwächst eine dauerhafte Verantwortung. Die daraus resultierende Konzeption des Stadttheaters muss offen sein für zukünftige Entwicklungen, offen sein für vielfältige Nutzung, offen sein für Kooperation und bürgerschaftliche Beteiligung. Das Stadttheater befördert die kulturelle Entwicklung auf breiter Basis und ist Katalysator für besondere künstlerische
Schöpferkraft.
4. Die akute Sanierungsbedürftigkeit des Augsburger Stadttheaters rührt auch daher, dass notwendige Investitionen in die Kultur über Jahrzehnte unterblieben sind. Daher steht der Kulturbeirat heute zur geplanten Sanierung des Theaters und fordert zugleich eine Erhöhung des Kulturetats und eine langfristige finanzielle Unterstützung der freien Szene und anderer kultureller Einrichtungen.
5. Eine überprüfende Auseinandersetzung mit Planung und Finanzierungskonzept ist nachvollziehbar. Der durch die Bürgerbeteiligung angestoßene Prozess einer weiteren Öffnung und Vernetzung des Stadttheaters mit der kulturellen Szene wird gewünscht. Es gilt den Begriff des Theaters der Zukunft weiterzuentwickeln und daran ausdrücklich die Stadtgesellschaft zu beteiligen. So erweist sich Augsburg als lebendiger Ort bürgerschaftlichen Engagements.
6. Dabei appelliert der Kulturbeirat an alle Diskursteilnehmer, besonnen und sachlich zu argumentieren und eine Debatte zu führen, die von Transparenz und vom Ringen um echte Alternativen geprägt ist. Eine Verrohung der Mittel ist in der Friedensstadt Augsburg nicht akzeptabel.
Von Susanne Thoma